Lebenslauf |
Michael Levi wird 1740 in Hohenems als Sohn von Josef Wolf Levi und Maria Moos, der Schwester des langjährigen Vorstehers der Hohenemser Judengemeinde Maier Moos geboren. Um 1776 wandert er als Kaufmann nach Randegg bei Gailingen aus, von wo seine Frau Merle Weil stammt. Michael Levi wird Vorsteher der Judenschaft der kleinen Gemeinde, so wie auch sein Bruder Lazarus Levi in Hohenems 1785 seinem Schwager Maier Moos als Parnass der Judengemeinde nachfolgt. Michael Levi in Randegg gelingt es erfolgreich in kaiserlichen Diensten den Handel auf Bodensee und Rhein zu intensivieren. Wie aus dem kaiserlichen Hoffaktorenpatent hervorgeht, das ihm 1796 von Franz II. verliehen wurde, hatte sich Levi nicht zuletzt im Jahre 1793 durch die Verproviantierung der kaiserlichen Armee über den Wasserweg verdient gemacht. Im Hoffaktorenpatent wird bestätigt:
"dass Uns Michael Levy, Schutz-Verwandten zu Randegg und Vorsteher der Judengemeinde daselbst, allerunterthänigst vorgestellt und mit glaubwürdigen Zeugnissen dargetan hat, dass er nicht nur selbst seine Unterthan-Pflichten jederzeit mit grösster Treue erfüllt, sondern auch der Judengemeinde zu Randegg durch eifrige Lehren, und Beispiele, als Muster der Treue und Anhänglichkeit gegen Uns, vorzustehen sich immer bemüht habe, dass er ferner einer der Ersten gewesen seye der sich nebst seinen Kindern, um ein Kredtiv beworben habe, um zu unseren Armee-Lieferungen zu übernehmen, und das er die im Jahre 1793 kontraktmässig übernommene Militär-Naturalien Spedizion von Radolfszell bis Waldshut, und Rheinfelden bis jetzt ohne mindeste jemals vorgekommene Beschwerde mit grösstem Fleiss, Eifer und Mühe besorge, wobei er die Spedizion derselben mit grosser Mühe und Kosten von Radolfszell zu Wasser über Schaffhausen bis Waldshut und Rheinfelden, ausfindig gemacht, und in sehr gutem Stand gesetzt, dadurch aber unserem Aerarium eine ansehnliche Ersparnis zu Wege gebracht habe, wie er denn auch bei der durch schlechte Wege gehinderten, und äusserst kostspielig gewordenen Zufuhr in dortigen Gegenden durch seine Thätigkeit und unermüdeten Fleisse, dahin gebracht habe, dass an den Magazinen mehrmalen von seinen Stationen ausgeholfen worden seye, weshalben Uns er, Michael Levy, allerunterthänigst gebeten hat, dass Wir ihm die besondere kaiserliche Gnade thun, und ihn zu Unserem kaiserlichen Hoffaktor allergnädigst an- und aufzunehmen, auch ihm darüber das gewöhnliche Diplome allergnädigst ausfertigen zu lassen zu geruhen." Das Patent erlaubte ihm nicht nur, sich überall als Hoffaktor auszuweisen, sondern gestattet ihm auch, auf Reisen ein Gewehr, eine Pistole oder auch einen Degen mit sich zu führen, sich mit seiner Frau und seinen Kindern überall zu Wasser und zu Lande ohne Geleit, Maut und Leibzoll zu bewegen, wie sie sonst "seinen Glaubensgenossen abgefordert" wurden. Das Patent gebot, jeder solle ihn "sicher, frey und ungehindert, so lange es seine Verrichtungen erfordern, ohne einige Abgaben welch von andern seinen Glaubensgenossen abgefordert werden, sie mögen Namen haben, wie sie wollen, passieren, sich aufhalten, und repassieren lassen, auch ihm zu seinem benöthigten Unterkommen die Wohnung allenthalben da, wo er solche am sichersten zu seyn erachtet, gegen bllige Bezahlung verstatten, denselben am Tragen des ihm erlaubten Gewehres nicht hindern, noch irren, und ihn sonsten als Unsern kaiserlichen Hof Faktoren allen Schutz, allermänniglich unschädlich geniessen lassen." (Abschrift des Schutzbriefes in der Lehmann-Family-Collection, Leo Back Institute, New York)
1813 nahm Michael Levi den Namen Neumann an. Und er erwarb kurz vor seinem Tod 1824 vom Großherzog die Grundherrschaft über Randegg. Ende 1825 sollte sein Sohn Wolf von Freifrau Sophie von Deuring auch Schloss Randegg, nebst Bad, Gasthaus, Zollhaus, Mühle, Hof, Wiesen, Äcker und Wälder erwerben.
Als Michael Levi-Neumann am 30. April 1824 starb, erschien in der "Augsburgischen Ordinari Postzeitung" folgender Nachruf:
"In der Nacht vom 30. April auf den 1. May starb zu Randegg der k.k. österreichische Hoffaktor Michael Levi in einem Alter von 85 Jahren. Er war zu Hohenems geboren, und hatte sich in der Jugend nach Randegg verheiratet. Er war 50 Jahre lang Vorsteher der Israeliten, und hatte sich während dieser langen Zeit die allgemeine Achtung und den Dank seiner Untergeordneten, deren Vater, Tröster und Rathgeber er stets war, erworben. Um die Unterrichtsanstalten hat er sich sehr verdient gemacht, und den Grundstein zu der wirklich guten Beschaffenheit der israelitischen Schule zu Randegg, sowohl der politischen als religiösen, gelegt. Er war ein frommer Israelit und aller Menschen Freund. In seinen Geschäften stets thätig und pünktlich, aber zugleich streng rechtlich. Gastfreundschaft fand bey ihm Arm wie Reich. Er war sehr wohlthätig, Beschützer der Witwen und Waisen, und die Armen ohne Unterschied der Religion verlieren an ihm ihren großen Freund und Unterstützer. Der Lohn seines rechtschaffenen Wandels empfieng er zum Theil schon hienieden durch die öffentliche Achtung, in welcher er stund, und durch das seltene Glück, eine zahlreiche Nachkommenschaft und Kinder seiner Enkel um sich zu erblicken. Er behielt stets den Gebrauch seiner Sinne bis an sein letztes Ende, und las den feinsten Druck noch ohne Brille. Seine Gattin, welche das nämlich Alter erreicht hat, wurde ihm vor mehreren Jahren durch den Tod entrissen; sie war das Muster einer braven Mutter. Seitdem lebte der Verstorbene, von den Geschäften zurückgezogen, im Kreise seiner Familie, bis er langsam erlöschend, endlich das Ende seiner irdischen Laufbahn fand, still, schmerzlos, und mit vollem Bewußtseyn bis auf den letzten Augenblick seines Daseyns."
(Augsburgische Ordinari Postzeitung. Von Staats, gelehrten, historisch- u. ökonomischen Neuigkeiten, 17.5.1824)
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