Name | Dipl. Ing. Edmund Turteltaub (Tarkiltob) | |
Titel | Dipl. Ing. | |
Geboren | 05 Okt 1899 | Wien, Wien, Österreich |
Geschlecht | männlich | |
Residence | von 1903 bis 1905 | Maxglanerhauptstraße 2, Maxglan, Salzburg, Salzburg, Österreich |
Residence | von 1905 bis 1911 | Innsbruck, Tirol, Österreich |
Residence | von 1911 bis 1930 | Defreggerstraße 12, Innsbruck, Tirol, Österreich |
Education | 1917 | k.k. Oberrealschule, Maria-Theresien-Straße, Innsbruck Tirol |
Matura | ||
Education | nach 1917 | Technik, Universität Innsbruck, Innsbruck, Tirol, Österreich |
Education | nach 1917 | Technische Hochschule Wien, Wien Österreich |
Abschluss Diplomingenieur | ||
Education | nach 1917 | Technische Universität, München, Bayern, Deutschland |
Abschluss Diplomingenieur | ||
Occupation/Beruf | vor 1930 | Zell am See, Salzburg, Österreich |
Angestellter in einer Wach und - Schließgesellschaft | ||
Occupation/Beruf | 1930 | Marktstraße 39, Dornbirn, Vorarlberg, Österreich |
Kaufmann; Zweigstelle des Familienbetriebes "Warenkredithaus Fortuna" | ||
Residence | 1930 | Marktstraße 39, Dornbirn, Vorarlberg, Österreich |
Residence | 1931 | Birngasse 12, Dornbirn, Vorarlberg, Österreich |
Residence | von 1932 bis 07 Mrz 1939 | Lustenauer Straße 3, Dornbirn, Vorarlberg, Österreich |
Heim und Firmenadresse | ||
Event | 14 Aug 1938 | Dornbirn, Vorarlberg, Österreich |
Wahl zum Ersatzmitglied der IKG - Hohenems | ||
Persecution/ Verfolgung | 07 Mrz 1939 | Wien, Wien, Österreich |
Zwangsumsiedlung | ||
Residence | Okt 1939 | Corso Buenos Aires 45, Milano (Mailand), Lombardia (Lombardei), Italien |
Emigration | 25 Jul 1939 | Milano (Mailand), Lombardia (Lombardei), Italien |
Flucht | ||
Occupation/Beruf | Diplomingenieur der Chemie | |
Persecution/ Verfolgung | Jul 1940 | KZ Isola Gran Sasso, Italien |
Internierung | ||
Persecution/ Verfolgung | 24 Jan 1941 | Ferramonti di Tarsia, Calabria (Kalabrien), Italien |
Internierung | ||
Persecution/ Verfolgung | 9 Okt 1941 | Arcidosso, Toscana (Toskana), Italien |
"freie" Internierung | ||
Persecution/ Verfolgung | von 12 Dez 1943 bis Jun 1944 | KZ Roccatederighi, Italien |
Internierung | ||
Persecution/ Verfolgung | Jun 1944 | KZ Fossoli di Carpi, Italien |
Haft vor Deportation | ||
Persecution/ Verfolgung | 26 Jun 1944 | KZ (Vernichtungslager) Auschwitz-Birkenau, Oswiecim, Polen |
Deportation | ||
Religion | mosaisch | |
Heimatzuständigkeit | Innsbruck, Tirol, Österreich | |
Lebenslauf | Edmund Turteltaub wurde am 4. Oktober 1899 in Wien geboren, ein Jahr später seine Schwester Eva. Seine Eltern, Wolf Meier Turteltaub und Amalie, geb. Wolfart, stammten aus Galizien. Etwa 1903 übersiedelte die junge Familie nach Salzburg. In Maxglan wurden 1905 die Zwillinge Ella und Anna Turteltaub geboren. Ende 1905 ging die Familie nach Innsbruck wo seine Eltern in der Defreggerstraße 12 das "Warenkredithaus Fortuna" gründeten. 1909 kam sein jüngster Bruder Fritz Turteltaub auf die Welt. Die Familie Turteltaub war eine der wenigen Familien Innsbrucks, die sich weitgehend an die religiösen Vorschriften hielt. Edmund Turteltaub maturierte im Kriegsjahr 1917 an der k.k. Ober-Realschule in Innsbruck und studierte dann an den Technischen Hochschulen in Wien und München, die er 1922 als Diplomingenieur der Chemie abschloß. Offensichtlich konnte er sich jedoch in seinem Beruf nicht etablieren, studierte zunächst ein zusätzliches Semester in Innsbruck , und arbeitete einige Jahre als Angestellter der Wach- und Schließgesellschaft in Zell am See. 1930 versuchte Edmund schließlich sein Glück als Kaufmann in Dornbirn. Er errichtete eine Zweigniederlassung des Familienbetriebes "Warenkredithaus Fortuna" in der Marktstraße 39 und übersiedelte im selben Jahr ins Hatlerdorf. Anfang 1931 heiratete Edmund Turteltaub in Innsbruck Gertrude Popper aus Lundenburg in der CSR. Vor der Hochzeit mietete er sich im Hatlerdorf, Birngasse 12, ein; nach der Geburt des ersten Sohnes Hans 1932 übersiedelte die Familie mit dem Geschäft in die Lustenauerstraße 3. Dort kam 1935 auch der zweite Sohn, Walter, auf die Welt. Die Geschäftsverlegung wurde den "geschätzten Kunden von Dornbirn und Umgebung" in einem Inserat im Dornbirner Gemeindeblatt bekanntgegeben: "Wir bleiben bemüht, Sie stets aufrichtig und entgegenkommend zu bedienen und Ihr Vertrauen auch weiterhin zu erhalten." 1935 wandelte Edmund Turteltaub den Betrieb in eine eigenständige, ihm selbst gehörende Firma um. Das Geschäft bestand allerdings lediglich aus einem Zimmer der Wohnung, das als Verkaufs- und Lagerlokal diente. Die Umsätze waren wohl sehr gering, reichten aber für ein geregeltes Leben der Familie. Nach dem "Anschluss" 1938 wurden die Turtetaubs Zielscheibe für nationalsozialistische Rowdys, die rund um das Haus, das sie in Dornbirn bewohnten, nächtens Krach schlugen. Der Sohn der Vermieterin, Bruno Walter, erinnerte sich, daß schon am 11. März 1938 Hatler Nazis vor das Haus zogen und "Henkt die Schwarzen, henkt die Juden" riefen. Die Familie blieb zunächst in Dornbirn. Noch am 14. August 1938 wurde Edmund Turteltaub als Ersatzmitglied in den Kultusausschuß der - auf 27 Vorarlberger "Seelen" geschrumpften - Israelitischen Kultusgemeinde Hohenems gewählt. Der sechsjährige Hans wurde am 19. September 1938 in die 1. Klasse der Knabenvolksschule Hatlerdorf eingeschult. Am 30. November 1938 wurde die Vermieterin Rosa Walter, zu der die Familie ein ausgezeichnetes Verhältnis hatte, ins nahe gelegene Parteilokal (im Haus des Schneiders Gfrerer in der Lustenauerstraße) vorgeladen und gefragt, wie lange sie "die Juden noch zu beherbergen denke". Der Hatler Ortsgruppenleiter erklärte: "Wir wollen Dornbirn judenrein haben". Anfang 1939 folgte die Zwangsübersiedlung nach Wien, wo zu diesem Zeitpunkt schon die meisten Mitglieder von Edmunds Großfamilie zwangsweise lebten, sie hatten Innsbruck schon im Dezember 1938 verlassen müssen. Edmund Turteltaub gelang es, ein Visum für Uruguay zu erhalten. Die Einschiffung in Genua war für den 2. September 1939 geplant. Im Juli 1939 reiste die Familie von Wien nach Mailand, wo die meisten jüdischen Flüchtlinge Italiens lebten. Doch der Beggin des Kriegs vereitelte ihre Pläne. Während die Familie Edmund Turteltaub in Italien festsaß, entschied sich auch das Schicksal ihrer Großfamilie. Seiner Schwester Eva (verh. Alloggi) und ihrem Sohn Aldo gelang es Anfang 1939 über Triest illegal nach Palästina zu fliehen. Dorthin gelangten auch seine Neffen Erich Weinreb und Poldi Scharf, die als 10- bzw. 8jährige Buben mit einem illegalen Transport Palästina erreichten. Edmunds Bruder Fritz Turteltaub gelangte im Sommer 1939 nach England. Seine Eltern Wolf Meier und Amalie Turteltaub wurden mit ihrer 10jährigen Enkelin Gita Scharf im Jänner 1942 von Wien nach Riga deportiert und ermordet. Seine Schwester Ella und deren Ehemann Ernst Reichmann wurden im Mai 1942 von Prag über Theresienstadt nach Lublin deportiert und ermordet. Ihr 10jähriger Sohn Poldi kam im Oktober 1942 ins KZ Theresienstadt und von dort im Mai 1944 nach Auschwitz und wurde dort ermordet. Edmund, Gertrud und ihre Söhne Walter und Hans erwartete noch eine Odyssee durch viele Lager. Im Oktober 1939 wohnte die Familie noch in Mailand, am Corso Buenos Ayres 45. Edmund Turteltaub erwartete nun ein Visum für Bolivien, inzwischen war allerdings sein Reisepass ungültig geworden. Im Juli 1940 wurde er in das sogenannte "Konzentrationslager" Isola Gran Sasso in der Provinz Teramo in der Nähe von Aquila gebracht. Im Dezember 1940 konnte Gertrud Turteltaub ihren Mann für vier Tage in Gran Sasso besuchen. Kurz darauf beantragte die Mailänder Präfektur, die ganze Familie gemeinsam im Lager Ferramonti di Tarsia im südlichsten Italien zu internieren. Edmund wurde am 24. Jänner 1941 nach Ferramonti gebracht, Gertrud, Hans und Walter am 20. Februar. Die Familie Turteltaub lebte in Ferramonti in einer der "Familienbaracken". Als Ferramonti di Tarsia am 14. September 1943 von britischen Truppen befreit wurde und damit rund 1500 ausländische Juden gerettet waren, befanden sich die Turteltaubs nicht mehr dort. Sie waren am 9. Oktober 1941 in die Provinz Grossetto in Mittelitalien und dort in die Gemeinde Arcidosso zur "freien Internierung" geschickt worden. Gertrud Turteltaub litt inzwischen an der Hodgkin'schen Krankheit, einer schweren Erkrankung der Lymphknoten und des lymphatischen Gewebes. Am 12. Dezember 1943 verhafteten italienische Behörden die Familie Turteltaub in Arcidosso in der Provinz Grosseto in der Toskana und brachten sie nach Roccatederighi, eines der sogenannten "Provinzkonzentrationslager", die ab Dezember 1943 im gesamten italienischen Machtbereich eingerichtet wurden. Kurz vor dem Eintreffen der Alliierten wurde das Lager aufgelöst. Die Familie Turteltaub wurde im Juni 1944 nach Fossoli bei Carpi verschleppt und von dort am 26. Juni 1944 nach Auschwitz. Der Zug mit rund 1000 Männern, Frauen und Kindern kam am 30. Juni dort an. Das "Kalendarium der Ereignisse im KZ Auschwitz-Birkenau" vermerkt lapidar: "Nach der Selektion werden 180 Männer, die die Nummern A-15677 bis A-15856 erhalten, und 51 Frauen, die die Nummern A-8457 bis A-8507 erhalten, als Häftlinge ins Lager eingewiesen. Alle übrigen Menschen, unter ihnen 582 Männer, werden in den Gaskammern getötet." Unter diesen waren die beiden Dornbirner Kinder Hans und Walter Turteltaub, 13 und 9 Jahre alt. Auch Edmund und Gertrude Turteltaub erlebten die Befreiung des KZ Auschwitz durch sowjetische Truppen am 27. Jänner 1945 nicht mehr. (Text von Niko Hofinger, gekürzte Fassung von: "Familie Turteltaub, Lustenauerstraße 3", http://www.servioficina.com/tur/Boh/niko.htm) | |
Gestorben | 1944-1945 | KZ (Vernichtungslager) Auschwitz-Birkenau, Oswiecim, Polen |
Ursache: ermordet, Holocaust | ||
Notizen |
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Personen-Kennung | I4122 | Hohenemser Genealogie | Innsbrucker Nachkommen, Innsbrucker Recherche |
Zuletzt bearbeitet am | 14 Nov 2023 |
Vater | Wolf Meier/Max Turteltaub, geb. 30 Nov 1867, Bohorodczany, Ivano-Frankivsk, Ukraine , gest. zwischen 26 Jan 1942 und 1945, Ghetto Riga, Riga, Lettland (Alter 74 Jahre) | |
Mutter | Amalie (Malke) Wolfart, geb. 08 Jan 1871, Iwano-Frankiwsk (Stanislau), Iwano-Frankiwsk, Ukraine , gest. zwischen 26 Jan 1942 und 1945, Ghetto Riga, Riga, Lettland (Alter 70 Jahre) | |
Verheiratet | 08 Apr 1894 | Iwano-Frankiwsk (Stanislau), Iwano-Frankiwsk, Ukraine |
Familien-Kennung | F2617 | Familienblatt |
Familie | Gertrud Popper, geb. 01 Apr 1904, Breclav (Lundenburg), Jihomoravský kraj (Mähren), Tschechien , gest. zwischen 1944 und 1945, KZ (Vernichtungslager) Auschwitz-Birkenau, Oswiecim, Polen (Alter 39 Jahre) | |||||
Verheiratet | 25 Jan 1931 | Innsbruck, Tirol, Österreich | ||||
Kinder |
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Zuletzt bearbeitet am | 1 Feb 2012 | |||||
Familien-Kennung | F2792 | Familienblatt |
Ereignis-Karte |
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Pin-Bedeutungen | : Adresse : Ortsteil : Ort : Region : (Bundes-)Staat/-Land : Land : Nicht festgelegt |
Fotos | Edmund und Eva Turteltaub, um 1905 Edmund und Eva Turteltaub Atelieraufnahme von F.J.Klinger in Salzburg, Riedenburg, um 1905 | |
Edmund, Hans und Gisela Turteltaub um 1933 Edmund, Hans und Gisela Turteltaub in Dornbirn, um 1933 |