3. | Ivan Landauer (1.Josef1) wurde geboren 31 Aug 1899, Hohenems, Vorarlberg, Österreich; gestorben 06 Mrz 1943, Heerbrugg, St. Gallen, Schweiz; wurde bestattet Jüdischer Friedhof (Ostfriedhof), Kesselhaldenstraße, St. Gallen, St. Gallen, Schweiz. Weitere Ereignisse:
- Emigration: 24 Aug 1938, Heerbrugg, St. Gallen, Schweiz; Flucht vor NS-Verfolgung
- Event: 1937, Vorarlberg, Österreich; Kurze Haftstrafe, wegen angeblicher Begünstigung von illegal ausreisenden kommunistischen Spanienkämpfern.
- Occupation/Beruf: Schweizerstraße 25, Hohenems, Vorarlberg, Österreich; Gastwirt ("Zur frohen Aussicht")
- Occupation/Beruf: 1917; meldet sich freiwillig zum Kriegsdienst in der österreichischen Armee
- Occupation/Beruf: von 1930 bis 1934, Hohenems, Vorarlberg, Österreich; Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Hohenems
- Residence: 30 Sep 1940 bis Jun 1942, Internierungslager/Arbeitslager Gordola, Tessin, Schweiz; Arbeitslager
- Residence: von Jun 1942 bis 06 Mrz 1943, Heerbrugg, St. Gallen, Schweiz
- Lebenslauf: Ivan Landauer wurde am 31. August 1899 als Sohn von Josef und Nanette Landauer geboren, die in Hohenems die Gastwirtschaft „Zur frohen Aussicht“ führten. 1915 – 1917 verbrachte er seine Lehrzeit in der Blusenfabrik Leon Levy in Zürich. 1917 meldete er sich während des 1. Weltkrieges freiwillig als Soldat in der österreichisch-ungarischen Armee. Ab 1931 arbeitete er in der Fabrik seines Schwagers in der und heiratete 1934 die Schweizerin Hulda Egli.
Doch ein Jahr später starb seine Frau, 1936 seine Mutter Nanette. Ivan übernahm das Gasthaus ‚Zur frohen Aussicht’ in Hohenems. Nach dem ‚Anschluss’ musste Ivan Landauer das Gasthaus schließen und wurde für 3 Wochen inhaftiert. Daraufhin verpachtete er das Gasthaus an Anton und Lina Amann. Doch seine wirtschaftliche Existenz ist zerstört und die Gastwirtschaft wird schließlich auf Betreiben einer Schweizer Bank 1939 zwangsversteigert. Zu diesem Zeitpunkt ist Ivan Landauer schon in die Schweiz geflüchtet.
Schon im Mai 1938 unternahm Ivan erste Versuche Österreich in Richtung Schweiz zu verlassen. Seine Schwester Jenny und die Verwandten mütterlicherseits, die in der Schweiz wohnen, bemühen sich um eine Aufenthaltsbewilligung. Am 24. August 1938 beantragt sein Schwager ein Visum beim Schweizer Konsulat in Bregenz. Am Abend des selben Tages muss Ivan Österreich verlassen haben. Dies war ihm mit einem deutschen Pass möglich, da für Deutsche noch keine Visumspflicht galt.
Die Resignation Ivans spiegelt sich in den privaten Briefen. ‚Ich habe mal ein Buch gelesen, der ewige Jude,’ – schreibt er im Oktober 1939 an seinen alten Bekannten aus Hohenems, Harry Weil, – ‚und es kommt mir vor, mir geht es bald auch so; man wird von einem Land ins andere gejagt, und was hat man verbrochen?? Die Eltern waren halt ‚Juden’..’
Am 30. September 1940 wurde Ivan Landauer ins Arbeitslager Gordola im Tessin eingewiesen, wo er als Koch arbeitet. Zur gleichen Zeit wie er ist dort auch der österreichische Schriftsteller und Dramatiker Fritz Hochwälder interniert. In Ivan Landauers Poesiealbum, das er mit ins Lager nehmen konnte, tragen sich nun auch seine „Arbeitsdienstkameraden“ ein. In einem Gedicht heißt es dort an Ostern 1941: „Der Emigrant ... dem Emigranten....: Wir treiben auf den Schicksalswell'n dahin, | die einmal tiefer, einmal höher schlagen. | Doch bersten nicht, wenn steile Riffe ragen | und schwere Wolken finster uns umzieh'n! | Das Heimatschiff hat Sturmwind losgerissen ... | Die Kette war zu schwach, der Anker fiel - | so suchten wir im leichten Wellenspiel | den Strand, wo uns die Träume freundlich grüßen! | Vom langen Schwanken sind wir zwar schon müde | und unser kleiner Kahn läßt langsam Wasser ein ... | Doch Irr- und Traumfahrt ist noch nicht beendet! | ... wir lauschen träumend jenem alten Liede, | das da erzählt vom steten Glücklichsein | und von der Sehnsucht, die uns Hoffnung spendet!“
Schwer herzkrank wird Ivan Landauer schließlich im Juni 1942 aus gesundheitlichen Gründen aus dem Internierungslager entlassen. Am 6. März 1943 stirbt er im Alter von 44 Jahren in Heerbrugg bei seiner Schwester Jenny.
- Fluchtort / Place: um 24 Aug 1938, Grenzübergang Diepoldsau, Diepoldsau, St. Gallen, Schweiz; Flucht über die Grenze von Hohenems in die Schweiz.
- Fluchtursache / Reason: 24 Aug 1938; Judenverfolgung
Notizen:
Original-Datenbank
Kollektivbiographie
Quellen:
Tänzer 736;
Anna Rösch-Wehinger, "Starke Frauen: Die Landauer-Wirtinnen: in Hohenems", in: Thomas Albrich (Hg.), Von Salomon Sulzer bis "Bauer & Schwarz". Jüdische Vorreiter der Moderne in Tirol und Vorarlberg. Innsbruck 2009, S. 75-94;
E: {L-NL}
A: {Mat-Innsbruck}
B: {Arch-JMH-A1183}
Quellenangaben: KB, D, Mus, TW, Din
Berufe
[Beruf und Status]
1923: Kaufmann
1937: Gastwirt
Firmenadresse: Hohenems, Gasthaus "Zur frohen Aussicht" ab 36
Wohnorte
[Matriken]
Adresse Geburtsmatriken: Israelitengasse
[Auswanderung]
Auswanderungsort 1: Herbrugg
Auswangderungsjahr 1: unb.
[Informationen zur NS-Verfolgung]
Fluchtdatum: 00.03.1938 Fluchtort: Schweiz
MEMO
[Anmerkungen]
Tänzer 736
[Matriken]
Geburtsmatriken Nr.: 1899/2
Zusatz Geburtsmatriken: geb. im Gasthaus zur Frohen Aussicht am Bach
Dreier S. 214: Flucht in die CH
Mus: Z 266/St. Gallen begraben
TW: 1930-34 Vorsteher der KG Hohenems
Herbst 37 wegen kommun. Betätigung in Haft (Fluchthilfe für Spanienkämpfer), S.91
Vorarlberger Volksblatt, 30.10.1938
Din: DÖW Interview m. seiner Schwester: 8 Tage Haft in Dornbirn, durch Beziehungen freigekommen, in der CH im Lager f. Ausländer bei Tenero (?, schon in Abschrift), dort krank geworden u. gestorben
absolvierte kaufmännische Lehre in CH
Ivan heiratete Hulda Egli 7 Nov 1934, Au, St. Gallen, Schweiz. Hulda (Tochter von Heinrich Egli und Ida Bertschinger) wurde geboren 2 Nov 1898, Zürich, Zürich, Schweiz; gestorben Dez 1935. [Familienblatt]
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