Name | Samuel Spindler (r.Spindel) | |
Geboren | 21 Apr 1882 | Serednii Maidan, (Galizien), Ukraine |
Geschlecht | männlich | |
Occupation/Beruf | Schuhmachergehilfe, Gewerkschaftssekretär | |
Religion | Konversion, getauft, römsich-katholisch | |
Residence | von 1907 bis 1908 | Eponastraße 6, Bregenz, Vorarlberg, Österreich |
Residence | von 1908 bis 1934 | Gerberstraße 1, Bregenz, Vorarlberg, Österreich |
Residence | von 1934 bis 1942 | Klostergasse 38, Bregenz, Vorarlberg, Österreich |
Lebenslauf | Samuel Spindler wurde am 21. April 1882 in Majdan Sredni, einer kleinen Ortschaft in Galizien in der österreichisch-ungarischen Monarchie, als uneheliches Kind der Chana Spindel geboren. Er wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Mit 15 Jahren verließ Samuel Spindler seinen Geburtsort, um sich als wandernder Handwerksbursche durchzubringen. Seine Wanderung führte ihn durch Deutschland, Holland und die Schweiz. 1904 kam er nach Bregenz. Wie viele Wanderburschen war er mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, weil er angeblich eine Stelle verlassen hatte. Eine Haftstrafe war die Folge. Nach einer kurzen Zeit in der Schweiz ließ er sich schließlich 1907 endgültig als Schumachergehilfe beim Konsumverein in Bregenz nieder. Er änderte seinen Namen von Spindel in Spindler, der in Vorarlberger Ohren vertrauter klang, verliebte sich in die Bregenzerin Maria Vobr. Eheschließungen zwischen Angehörigen unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften - beziehungsweise Zivilehen - waren in Österreich noch immer nur in streng reglementierten Ausnahmefällen möglich. So blieb Samuel Spindler und Maria Vobr nur eine Trauung durch einen von der Kirche abgefallenen Salzburger Pfarrer - die von den Vorarlberger Behörden nicht anerkannt wurde. Auch ihre Konversion zum Protestantismus 1912 half dem Paar nicht. Die Konversion zum Protestantismus war für Samuel Spindler allerdings nicht nur ein Akt der äußerlichen Anpassung. Vom Judentum hatte er sich längst entfernt, geblieben war ein ethischer Anspruch und ein soziales Engagement. Das eine fand er im evangelischen Glauben, das andere fand er gemeinsam mit seiner Frau in der politischen Bewegung der Sozialdemokratie, in der er als aktiver Redner und Organisator auftrat. 1914 wurde Samuel Spindler in den Kriegsdienst eingezogen und bald aus gesundheitlichen Gründen entlassen. 1915 starb seine Frau und hinterließ ihn mit zwei Töchtern, der fünfjährigen Franziska und der vierjährigen Emilie. Beide musste Samuel Spindler in Pflege geben. 1918 kam Samuel Spindler als Arbeitervertreter in die Bregenzer Gemeindevertretung und wurde von den Christlichsozialen prompt als "galizianischer Jude" beschimpft. 1919 kandidierte er nicht mehr für die Gemeindevertretung. Er wurde Sekretär der freien Textilarbeitergewerkschaften, hielt Gewerkschaftsschulungen ab, und engagierte sich in Ausschüssen der Arbeiterkammer und in der Bildungsarbeit der Sozialdemokratie. Immer wieder wurde er mit antisemitischen Andeutungen in der Öffentlichkeit angegriffen ("Samuel aus Galizien"), doch erst mit dem Ständestaat und dem beginnenden Austrofaschismus 1934 wurde er politisch zum Schweigen und wirtschaftlich um die Existenz gebracht. Als im März 1938 die Nationalsozialisten auch in Österreich die Macht übernahmen, war Samuel Spindler längst ein schwerkranker Mann. Anfang November 1942 wurde Samuel Spindler auf dem Posten der Gestapo Bregenz aufgefordert, Aussagen über seine ehemaligen Genossen zu machen. Sollte er dazu nicht bereit sein, drohte man ihm mit der Deportation. In der Nacht vom 10. auf den 11. November 1942 nahm sich Samuel Spindler das Leben. Ein Jahr nach seinem Begräbnis auf dem evangelischen Friedhof in Bregenz, genauer in der Weihnachtsausgabe 1943, druckte das "Vorarlberger Tagblatt" einen hämischen Nachruf auf Samuel Spindler. Darin hieß es: "Ein Jude in der Bregenzer Stadtverwaltung. Auch das hat es einmal gegeben..." | |
Gestorben | 11 Nov 1942 | Klostergasse 38, Bregenz, Vorarlberg, Österreich |
Notizen |
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Personen-Kennung | I3961 | Hohenemser Genealogie | Innsbrucker Nachkommen, Innsbrucker Recherche, Juden in Vorarlberg zwischen 1919-1945 |
Zuletzt bearbeitet am | 20 Nov 2023 |
Vater | Isak Dachner | |
Mutter | Channa Spindel, geb. Serednii Maidan, (Galizien), Ukraine | |
Familien-Kennung | F30715 | Familienblatt |
Familie | Maria Vobr, geb. 08 Dez 1890, Bregenz, Vorarlberg, Österreich , gest. 16 Mai 1915, Bregenz, Vorarlberg, Österreich (Alter 25 Jahre) | |||||
Verheiratet | 1911 | Salzburg, Salzburg, Österreich | ||||
Typ: nicht anerkannte Ehe | ||||||
Kinder |
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Zuletzt bearbeitet am | 29 Mai 2013 | |||||
Familien-Kennung | F30716 | Familienblatt |
Ereignis-Karte |
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Pin-Bedeutungen | : Adresse : Ortsteil : Ort : Region : (Bundes-)Staat/-Land : Land : Nicht festgelegt |
Fotos | Samuel Spindler, um 1930 Samuel Spindler in seinem Büro der Textilarbeitergewerkschaft Bregenz, um 1930 | |
Samuel Spindler Samuel Spindler, um 1920 | ||
Samuel Spindler und seine Tochter Emilie Samuel Spindler und seine Tochter Emilie | ||
Samuel Spindler und seine Töchter Emilie (mitte) und Franziska (links), 1918 Samuel Spindler und seine Töchter Emilie (mitte) und Franziska (links), 1918 | ||
Samuel Spindler, seine Tochter Emilie (rechts) und ein unbekanntes Kind Samuel Spindler, seine Tochter Emilie (rechts) und ein unbekanntes Kind |