Name | Jacob (Jakob) Koblenzer | |
Geboren | 18 Okt 1844 | Bad Buchau, Baden-Württemberg, Deutschland |
Geschlecht | männlich | |
Occupation/Beruf | Konstanz, Baden-Württemberg, Deutschland | |
Politiker (Stadtverordneter der Freisinnigen Partei) | ||
Occupation/Beruf | von 1874 bis 1900 | Meersburg, Baden-Württemberg, Deutschland |
Fabrikant, Textilindustrieller (Mechanische Baumwollweberei), gemeinsam mit Bruder Adolf Koblenzer | ||
Residence | Döbelestraße 2, Konstanz, Baden-Württemberg, Deutschland | |
Lebenslauf | Jacob Koblenzer wurde am 18. Oktober oder November 1844 als Sohn von Seligmann Koblenzer und Helene Erlanger in Buchau geboren. 1874 gründeten Jakob Koblenzer und sein Bruder Adolf in Meersburg die Mechanische Baumwollweberei, die rohe und gefärbte Baumwollstoffe produzierte. Das Verkaufsbüro befand sich zunächst in Ulm, das aber 1880 geschlossen wurde. Nach 1900 übernahmen seine beiden Neffen Adolf und Jakob Erlanger die Firma. 1901 brannte die Fabrik ab. 1910 wurde eine moderne Anlage an der Straße nach Hagnau errichtet. Bei Ausbruch des ersten Weltkrieges arbeiteten in der Fabrik etwa 300 Männer und 200 Frauen an 414 Webstühlen. Nach dem Ersten Weltkrieg verschlechterte sich die Auftragslage für die Meersburger Textilfabrik drastisch. Hinzu kam, dass der einzige Sohn von Jakob Erlanger, Richard Erlanger, 1917 an der italienischen Front fiel und die beiden Töchter von Adolf Erlanger kein Interesse an der Fabrik bekundeten. Jakob Erlanger zog sich nach Konstanz zurück, wo er später Stadtverordneter wurde. 1940 wurde er nach Gurs deportiert. Auf Grund des sogenannten Greisenparagraphen vom 14.8.1942 der Vichy-Regierung blieb Erlanger von der Deportation nach Auschwitz verschont. Er starb 80jährig am 20.1.1945 in Villefranche-de-Rouergue, Département Aveyron. Im Oktober 1923 musste die Fabrik in Meersburg mangels Aufträgen schließen, 1925 wurde sie von der jüdischen Augsburger Kammgarnspinnerei (Besitzer Raff und Söhne) gekauft, die im Oktober 1932 schließen musste. 1934 wurde die Firma arisiert und von der Dornbirner Textilfirma F.M. Hämmerle übernommen. 1969 wurde die Fabrik in Meersburg, bedingt durch die billiger produzierende asiatische Konkurrenz, endgültig geschlossen. Hämmerle ging 2008 in Konkurs. Von 1985 bis 2002 schließlich gastierte Konstanzer Sommertheater in der leeren Fabrikhalle und führte hier mit großem Erfolg Stücke wie „Sekretärinnen“ (2001) oder „Heimatlos“ (2000) auf. Nach der Übergabe der Mechanischen Baumwollweberei an seine beiden Neffen zog sich Jakob Koblenzer als Privatier nach Konstanz in sein Haus in der Döbelestraße 2 zurück. Politisch betätigte sich Jakob Koblenzer in der Freisinnigen Partei, für die er auch Stadtverordneter war. Er war such Vorstandsmitglied in der Genossenschaft, die die „Konstanzer Abendzeitung“ herausgab, das Organ der Freisinnigen Volkspartei, die von 1893 bis 1910 bestand und dem Linksliberalismus verpflichtet war. Die DFP vertrat ein (nach damaligem Verständnis) linksliberales Programm der uneingeschränkten Umsetzung der Verfassungsgarantien, der Parlamentarisierung der konstitutionellen Monarchie, der Sicherung der Presse-, Versammlungs- und Vereinsfreiheit, der Trennung von Staat und Kirche und schließlich der Gleichstellung aller Religionsgemeinschaften (einschließlich der jüdischen). Bekannte Mitglieder der Freisinnigen Partei waren Rudolf Virchow, Theodor Mommsen (Historiker, Nobelpreis für Literatur 1902). Der Sohn von Jakob Koblenzer, Arthur, geb. am 4.11.1874 in Meersburg, studierte in Heidelberg Medizin, war Mitglied einer schlagenden Verbindung. Im Ersten Weltkrieg war er Soldat. Nach dem Krieg ließ er sich in Mannheim als Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten nieder. Am 22. Oktober 1940 wurde er im Rahmen der Wagner-Bürckel-Aktion nach Gurs deportiert und am 5.8.1942 nach Auschwitz gebracht, wo er in der Gaskammer ermordet wurde. Die Tochter von Jakob Koblenzer Tochter heiratete den Rechtsanwalt Sigmund Fuchs aus Kreuzlingen (gest. am 29.11.1938). Er war übrigens der erste Jude, der am 1. Dez. 1938 auf dem neuen jüdischen Friedhof in Kreuzlingen-Bernrain bestattet wurde. Zum Tod von Jakob Koblenzer stand in Konstanzer Zeitung vom 14.1.1927: „Einäscherung in aller Stille“. Quellen und Literatur: Bloch, Erich, Geschichte der Juden von Konstanz im 19. Und 20. Jahrhundert. Eine Dokumentation. Konstanz: Rosgarten Verl., 1971, S. 70 Toury, Jacob, Jüdische Textilunternehmer in Baden-Württemberg 1863-1938. Tübingen: Mohr, 1984, S. 97, 98 Uwe Brügmann Konstanz | |
Gestorben | 12 Jan 1927 | Münsterlingen, Thurgau, Schweiz |
Begraben | Jüdischer Friedhof, Konstanz, Baden-Württemberg, Deutschland | |
Notizen |
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Personen-Kennung | I30681 | Hohenemser Genealogie | Hohenemser Recherche |
Zuletzt bearbeitet am | 29 Aug 2017 |
Vater | Seligmann Koblenzer, geb. 11 Feb 1802, Fachbach, Bad Ems, Rheinland-Pfalz-Deutschland , gest. 31 Aug 1876, Ulm, Baden-Württemberg, Deutschland (Alter 74 Jahre) | |
Mutter | Helene Erlanger, geb. 19 Mrz 1804, Bad Buchau, Baden-Württemberg, Deutschland , gest. 18 Feb 1895, Ulm, Baden-Württemberg, Deutschland (Alter 90 Jahre) | |
Familien-Kennung | F4147 | Familienblatt |
Familie | Sara Erlanger, geb. 28 Mrz 1855, Bad Buchau, Baden-Württemberg, Deutschland | |||||
Kinder |
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Zuletzt bearbeitet am | 26 Feb 2017 | |||||
Familien-Kennung | F4148 | Familienblatt |
Ereignis-Karte |
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Pin-Bedeutungen | : Adresse : Ortsteil : Ort : Region : (Bundes-)Staat/-Land : Land : Nicht festgelegt |